August Emil Leopold              Eros

Herzog von Sachsen-Gotha

1772 – 1822                                        In des Orasis friedlich stillen Auen

Erreicht mein Götterflug sein holdes Ziel.

Bald werd’ ich Wunder über Wunder schauen,

Die ich geschaffen, mir zu leichtem Spiel.

 

Soll ich der Mutter trüben Winken trauen?

Wozu der Zwang, der niemals mir gefiel?

Soll ich nicht mehr auf meine Allmacht bauen? –

Für schwache Menschen wäre das zuviel!

 

Ich mag nicht lösen meine Zauberbinde;

Ich kann nicht missen meine leichten Schwingen,

Die Fackel nicht, und auch die Waffen nicht;

 

Und wenn ich hier den Wiedersacher finde,

Wie mag mir dann der schwere Kampf gelingen,

Wenn mir’s an Zauber und an Reiz gebricht?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

August Emil Leopold              Antheros

Herzog von Sachsen-Gotha

1772 – 1822                                        In düstern Wäldern, unschuldsvollen Auen,

Erfinden wir des Daseyns hohes Ziel. –

Bald werden wir vereint die Himmel schauen,

Vergessen bald der Kindheit thöricht Spiel.

 

Mir magst Du, Eros, künftig immer trauen;

Ich raube nicht, was einmal Dir gefiel.

Du kannst getrost auf meine Allmacht bauen;

Ich täusche nicht, verspreche nicht zu viel!

 

Wozu des kurzen Truges mürbe Binde?

Wozu des Wahnes matte Mückenschwingen? –

Wir blenden nicht, und wir verwunden nicht!

 

Und wenn ich hier auch Männerherzen finde;

So soll durch Dich das Bessern mir gelingen,

Wenn mir’s an Zauber und an List gebricht.